Khoisan-Sprachen im Thesaurus der Bibliothek

Kein leichtes Unterfangen, die Sprachlandschaft des südlichen Afrikas im Thesaurus abzubilden, da für viele Sprachen unterschiedliche Bezeichnungen und linguistische Einordnungen existieren. Zudem bezeichnen sich die Sprachgruppen selbst nochmals anders und für dieselbe Bezeichnung sind wiederum unterschiedliche Schreibweisen bekannt.

 

Khoisan-Sprachen ist ein Überbegriff und beinhaltet mindestens drei Sprachfamilien von sogenannten Klicksprachen. Die Klassifizierung der Khoisan-Sprachen im Thesaurus der Bibliothek der BAB in die drei Sprachfamilien Nord-Khoisan-Sprachen, Süd-Khoisan-Sprachen und Zentral-Khoisan-Sprachen weist ein vereinfachtes Schema auf; einige wenige Sprachen und Hierarchieebenen wurden dabei weggelassen und vor allem jene Sprachen wurden in den Thesaurus aufgenommen die im Kontext der Bestände zu Namibia und dem südlichen Afrika in der Sammlung der BAB zu finden sind.

 

Zum Sprachbund Zentral-Khoisan-Sprachen gehören vor allem die Khoekhoe-Sprachen, deren Sprache Khoekhoegowab (auch Nama/Damara in Namibia), die am weitesten verbreitete Khoisan-Sprache im südlichen Afrika ist. Auch Teil der Khoekhoe sind die Khwe-Sprachen, die aber separiert als Kalahari Khoe angesehen werden können. Der Begriff der Khwe– oder auch Khwedam-Sprache manifestierte sich aus einer Kampagne heraus, die den Spracherhalt von indigenen Khoisan-Sprachen in Namibia im Fokus hatte. Massgebend unterstützt wurde die Kampagne von der WIMSA (Working Group of Indigenous Minorities in Southern Africa), die dazu beigetragen hat, dass unter anderem die Sprachen !Kung und Khwedam ins formale Bildungswesen Namibias eingeführt werden sollen. Im Vordergrund stand, dass Primarschüler der ersten drei Stufen auch wirklich in ihren Muttersprachen unterrichtet werden können, wie es in der Namibian Language Policy vorgesehen war. Bisweilen wurde zunächst nur Ju|’hoan als Khoisan-Sprache in der Schule eingeführt; dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass zum einen Lehrkräfte, welche die jeweiligen Sprachen unterrichten könnten, und zum anderen klar definierte Wörterbücher zu den Sprachen fehlen. Beide Sprachgruppen der Khoekhoe-Sprachen haben weitere Untergruppierungen.

 

Die Sprachfamilien der Khoisansprachen im südlichen Afrika in vorkolonialer Zeit. In: Barnard, Alan / Boden, Gertrud (Hg.): Southern African Khoisan Kinship Systems, Quellen zur Khoisan-Forschung – Research in Khoisan Studies, Bd. 30. Köln 2014, S. 5.

Die Taa-Sprachen bilden zusammen mit den !Ui-Sprachen den Sprachbund Süd-Khoisan-Sprachen, oder auch Tuu-Sprachen genannt. Die beiden Sprach-Cluster haben den ungefähr gleichen Abstand in Bezug auf Sprachähnlichkeiten und Verwandtschaft wie Khoekhoe und Khwe bei den Zentral-Khoisan-Sprachen und können somit zusammengefasst werden. Sie werden mehrheitlich in Südafrika und in Botswana gesprochen.

 

Die dritte Klassifizierung bilden die Nord-Khoisan-Sprachen, die vor allem die Ju|’hoan und die !Kung-Sprachen beinhalten. Sie werden auch unter dem Oberbegriff der Kx’a zusammengefasst. Die Ju|’hoan und !Kung-Sprachen wurden bereits in den 70er Jahren untersucht. Es gibt dazu also einen ausgereiften linguistischen Korpus. Zu den anderen oben genannten Khoisan-Sprachen wurde in den letzten Jahrzehnten ebenso geforscht und die Sprach-Cluster nach linguistischen Details in den Sprachverwandtschaften analysiert und klassifiziert. Somit befindet sich auch die Analyse der Khoisan-Sprachen im stetigen Wandel.

 

 

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